Einleitung

Wir Mitarbeitenden sind uns unserer Vorbildfunktion sowie ihrer Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Kind bewusst. Kinderschutz beginnt mit einer Kultur der Achtsamkeit und Wertschätzung und einer aufmerksamen Grundhaltung der Mitarbeitenden, um Kinder ganzheitlich in ihrer Entwicklung zu begleiten, damit diese sich zu selbstbewussten Menschen entfalten.


„Auch die Sexualität gehört von Beginn an zur Entwicklung jedes Kindes. Sexualität beginnt nicht erst „später“, also etwa in der Zeit der Pubertät, sondern gehört als menschliches Grundbedürfnis von Beginn an zur Entwicklung jedes Kindes. Sie ist kein Vorrecht von Jugendlichen und Erwachsenen, sondern durchzieht das gesamte Leben. Allerdings äußert sich Sexualität je nach Alter, Reife und Entwicklungsphasen in sehr unterschiedlichen Formen. Entscheidend kommt es darauf an, die kindliche Sexualität in ihrer Besonderheit und Eigenständigkeit zu erkennen und wertzuschätzen.“

(Jörg Maywald, Sexualität in der Kita , S.18)


Die sexuelle Entwicklung ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung und beginnt bereits mit der Geburt. Wie in allen Entwicklungsbereichen benötigen Kinder auch in diesem Bereich Begleitung. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe an, die Kinder ihrem Alter entsprechend zu unterstützen.

Die Inhalte des Konzeptes sollen verständlich sein und stets das Alter der Kinder berücksichtigen.

Ziele ist es für uns, offen und respektvoll mit dem Thema umzugehen und die Kinder auf ihrem Erfahrungsweg zu begleiten und zu unterstützen. Wichtig ist uns, dass sie geltenden Regeln bewahrt werden und Transparenz geschaffen wird. Wir wollen nicht tabuisieren oder bestrafen. Unser Umgang mit kindlicher Sexualität soll von Toleranz geprägt sein.

Ein weiteres Ziel für uns ist, das Selbstbestimmungsrecht der Kinder zu wahren. Wir bestärken die Kinder darin, dass ihr Körper nur ihnen gehört, sie über ihn bestimmen dürfen und jeder Zeit das Recht haben „Nein“ zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen.

Ebenfalls möchten wir mit Hilfe des Konzeptes einen präventiven Beitrag leisten , Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen kindlicher Sexualität und Erwachsenensexualität

Kindliche Sexualität

Spielerisch

Nicht auf zukünftige Handlungen ausgerichtet

Erleben des Körpers mit allen Sinnen

Egozentrisch

Wunsch nach Geborgenheit und Nähe

Unbefangenheit

Sexuelle Handlungen werden nicht bewusst als Sexualität wahrgenommen

Erwachsenensexualität

Absichtsvoll, zielgerichtet

Auf Entspannung und Befriedigung hin orientiert

Eher auf genitale Sexualität ausgerichtet

beziehungsorientiert

Verlangen nach Erregung und Befriedigung

Befangenheit

Bewusster Bezug zur Sexualität

(Maywald, 2018, S. 18)

Kinder sind neugierig und mit allen Sinne auf der Suche nach körperlichen Wohlbefinden. Wenn sie im Spiel für sich oder mit anderen sexuelle Lust empfinden, so geschieht dies absichtslos und spielerisch.

Neben allen Unterschiedlichkeiten gibt es auch Gemeinsamkeiten kindlicher und erwachsener Sexualität. Die zentrale Bedeutung von Sexualität liegt in der Erfüllung die psychosozialen Grundbedürfnisse, dem Gefühl von Angenommensein und Zugehörigkeit, das vor allem durch körperliche Berührungen kommuniziert wird. (Ahlers,2017 S. 17ff.)

3. Die psychosexuellen Entwicklungsphasen von 1 bis 6 Jahren

Säuglinge, Erstes Lebensjahr:

Die psychosexuelle Entwicklung beginnt mit der Geburt. Im ersten Lebensjahr dient der Mund als Haupt – Lust – und Erfahrungsquelle. Körperteile und Gegenstände werden durch Berühren, Saugen, Lutschen und Beißen erkundet. Kinder saugen nicht nur um Nahrung aufzunehmen, sondern auch um sich ein Wohlgefühl zu verschaffen.

Wohlbefinden, Sicherheit und Vertrauen wird auch beim Kuscheln, Schmusen und Streicheln empfunden. Es wird eine intensive Bindung zu den Personen aufgebaut mit denen sie viel Zeit verbringen und die ihnen diesen Körperkontakt gewähren.

Zweites Lebensjahr:

Die Kleinkinder werden sich ihrer Unterschiedlichkeit bewusst (Entwicklung der Identität). Zu Beginn des zweiten Lebensjahres beginnt die Schließmuskelbeherrschung, das Interesse für ihre Körperausscheidungen und die dazugehörigen Zonen. Die Kin der entdecken ihre Genitalien als Lustquelle und deren Stimulation durch eigene Berührungen.

Drittes Lebensjahr:

Kleinkinder entwickeln ein Gefühl für ihren persönlichen Bereich und die Privatsphäre anderer Menschen (Schamgefühl). So möchten sie zum Beispiel nicht mehr von jedem auf die Toilette begleitet werden.

Für die Persönlichkeitsentwicklung ist es wichtig zu erfahren, dass es selbst bestimmen darf, welche Berührungen es bekommen und geben möchte. In dieser übt das Kind seine Widerstandskraft durch das Zeigen des eigenen Willens.

Viertes bis sechstes Lebensjahr:

In diesem Alter wissen Kinder, dass sie Jungen oder Mädchen sind (Geschlechterstabilität und Geschlechterkonstanz ) . Die Kinder haben große Freude daran, nicht nur ihren eigenen Körper zu erkunden, sondern auch den Körper des anderen. Häufig im Zusammenhang mit Rollenspielen. Sie spielen „Mutter, Vater, Kind“ oder auch Körpererkundungsspiele – zunächst meistens offen, später eher im Verborgenen. Viele Kinder sind in diesem Alter an der Fortpflanzung interessiert und stellen entsprechende Fragen. Einige Jungen und Mädchen zeigen ein wachsendes Interesse an ihren Körper und dem Lustempfinden. Sie mögen es, an ihren Genitalien zu reiben und diese zu stimulieren. Es gibt ihnen ein Wohlgefühl, verschafft Lust und Entspannung. Sie merken, dass dies bei anderen Menschen Peinlichkeiten hervorrufen kann. Viele Kinder genießen die körperliche Nähe zu ihrem Freund bzw. ihrer Freundin, tauschen Zärtlichkeiten aus, flüstern sich etwas zu, halten Händchen usw. Sie leben enge Freundschaften mit Kindern beiderlei Geschlechts.​

Kinder im Grundschulalter (sechste bis neuntes Lebensjahr):

Kinder im Grundschulalter spielen verstärkt mit Gleichaltrigen und desselben Geschlechtes. In dieser Phase laufen die Kinder nicht mehr ohne Bekleidung herum und möchten sich häufig nicht in Gegenwart von Erwachsenen umziehen. Das Interesse an der Sexualität ist weiterhin vorhanden, auch wenn weniger Fragen gestellt werden. Sie beobachten Jugendliche und Erwachsene in ihrem sexuellen Verhalten und wissen, dass über Sexualität nicht öffentlich gesprochen wird. Manche Kinder erleben gegen Ende dieser Phase erste Gefühle von Verliebtsein.

3.1. So unterstützen wir Kinder in ihrer psychosexuellen Entwicklung

  • Wir unterstützen die Kinder in der Stärkung des Vertrauens auf die eigenen Fähigkeiten und der Entdeckung ihres Selbstbildes.
  • Wir vermitteln den Kindern eine positive Haltung dem eigenen Körper gegenüber.
  • Kinder werden bestärkt, selbstbestimmt zu entscheiden, was ihrem Körper guttut und was nicht, wer sie anfassen darf oder nicht.
  • Wir bestärken Kinder im Umgang mit ihre n eigenen Gefühlen wie Glück, Angst, Freude, Trauer , etc.
  • Kinder dürfen und sollen eigene Grenzen setzen und „Nein“ sagen. Es wird von anderen akzeptiert.
  • Körperteile werden bei uns korrekt benannt, auch die Geschlechtsteile Scheide und Penis.
  • Wir respektieren die Persönlichkeitsbereiche und das Schamgefühl.
  • Wir bestärken Kinder darin, dass sie Körperkontakt zurückweisen dürfen.
  • Wir respektieren die unterschiedlichen Werte und Normen der Erziehung in den Familien.


4. Geschlechtsidentität und Geschlechtsrolle

Der Begriff Geschlechtsidentität (engl.: gender Identity) bezeichnet das Wissen und Bewusstsein, einem bestimmten Geschlecht anzugehören.

Der Begriff Geschlechtsrolle (engl.: gender role) meint das äußerliche geschlechtsbezogene Verhalten, welches in der Gesellschaft gezeigt wird.

In der Regel werden Kinder spätestens mit der Geburt auf ein Geschlecht festgelegt, zumeist anhand des aktuellen Zustands der äußern Geschlechtsorgane.

„Mädchen bzw. Jungen sind nicht als „typisch“ Mädchen bzw. Jungen geboren, sondern werden im Verlauf ihrer Sozialisierung, d. h. im Zuge des Hineinwachsens in Familie, Gesellschaft und Kultur, erst dazu gemacht. Was ein Kind fühlen und empfinden, tun und unterlassen soll, wird danach beurteilt, ob dies mit der ihm zugewiesenen Geschlechtsrolle in Übereinstimmung steht. (Jörg Maywald)

Mädchen und Jungen sind nicht vollständig gleich , jedoch gleich wertig und gleichberechtigt.

Um Kinder gleichberechtigt zu begleiten, erfordert es ein stetiges reflektieren von geschlechtsstereotypem Rollenverhalten, welches immer wieder ungewollt praktiziert wird.

4.1. So unterstützen wir Kinder in der Entwicklung ihrer Geschlechteridentität

  • Wir ordnen den Kindern keine Geschlechtsbestimmten Verhaltensweisen zu. Allen Kindern werden gleichberechtigte Impulse angeboten z.B. Schminken, Fußball spielen, Tanzen….
  • Die Kinder werden nicht nach ihren Äußerlichkeiten beurteilt.
  • Gefühle werden respektiert und zugelassen.


5. Wickeln

Das Wickeln ist ein sehr sensibler, privater Bereich und eine Nahsituation zwischen Kind und Fachkraft, die Vertrauen erfordert. In den Intimbereich eines anderen Menschen einzugreifen darf nur mit einem eindeutigen Einverständnis geschehen.

5.1. So gestalten wir in der Kita die Wickelsituation

  • In der Eingewöhnungszeit begleitet die päd. Fachkraft das Elternteil während der Wickelsituation. Ist nach mehrmaliger Wiederholung Vertrauen da, wickelt die päd. Fachkraft das Kind im Beisein des Elternteils. Dies signalisiert dem Kind, dass es okay ist, wenn die päd. Fachkraft es wickelt.
  • Wir haben keine festen Wickelzeiten.
  • Die Wickelsituation wird sprachlich begleitet.
  • Wickeln ist ein Eins-zu-Eins-Kontakt.
  • Wir bieten einen geschützten Raum zum Wickeln. Die Wahrung der Intimsphäre, gerade auch bei älteren Kindern, wird beachtet.
  • Die Entscheidung, ob Kinder eine Hilfestellung beim Toilettengang wünschen wird respektiert.


6. Doktorspiele

Ungefähr mit dem dritten Lebensjahr beginnen Kinder, ihren Körper und den der anderen gemeinsam zu erkunden. Hierbei erforschen sie die eigenen Genitalien oder die der mitspielenden Kinder. Sie genießen die lustvolle Erregung . Diese spielerischen, gemeinsam en körperlichen Entdeckungsreisen werden „Doktorspiele“ genannt, weil sie oft in für dieses Alter typische Rollenspiele verpackt werden. Im Rahmen von Doktorspielen eignen sich Kinder selbstbestimmt ihren Körper an – es findet also eine sexuelle Weltaneignung statt.

Kinder brauchen jedoch eindeutige Regeln, um im Doktorspiel ihre eigenen persönlichen Grenzen vertreten und die Grenzen der anderen Kinder wahrnehmen und achten zu können. Sie wird als Teil des sexualpädagogischen Konzeptes der KiTa pädagogisch begleitet . Diese Begleitung, in der die Kinder beispielsweise lernen, dass sie „Nein!“ sagen dürfen, wenn sich eine Berührung nicht schön anfühlt, ist ein wichtiger Teil der Prävention von sexuellem Missbrauch. Kinder sollten ihre sexuellen Ausdrucksweisen nicht an der Garderobe der KiTa abgeben müssen, sondern im angemessenen Rahmen positiv wahrnehmen und leben dürfen.

6.1. So regeln wir „Doktorspiele“ in der Kita

  • Das Spiel ist freiwillig, niemand wird überredet.
  • Wir beobachten das Spiel, um sicherzustellen, dass das Spiel für alle Beteiligten angenehm und akzeptiert wird. Dabei achten wir auf verbale und nonverbale Signale.
  • Nein wird in allen Lautstärken akzeptiert. Das Spiel wird sofort beendet, wenn eine Person dies verbal oder nonverbal äußert .
  • Kinder entkleiden sich in den Spielphasen nicht komplett. Geschlechtsteile bleiben bedeckt.
  • Jedes Kind bestimmt für sich selbst, mit wem sie/er „Doktor“ spielen will.
  • Die Kinder „untersuchen“ sich untereinander nur so viel, wie es sie für sie in Or dnung ist.
  • Jedes Kind bestimmt selbst über seinen Körper, ob und wo es angefasst werden möchte
  • Die Kinder verletzen sich nicht untereinander.
  • Niemand steckt einem anderen Kind etwas in den Po, in die Scheide, in den Penis, in den Mund, in die Nase oder ins Ohr.
  • Erwachsene und Praktikant:innen beteiligen sich nicht an Körperspielen
  • Wir stehen mit den Eltern im Austausch, um Unsicherheiten und Ängste zu vermeiden.


7. Sauberkeitserziehung

Die Sauberkeitsentwicklung ist ein Reifungsprozess, der zwei bis vier Jahre dauern kann, der mit der unwillkürlichen Urin – und Stuhlabgabe des Säuglings startet und mit der reifen kontrollierten Blasen – und Darmentleerung des Kleinkindes endet. Vereinzelte oder auch länger anhaltende Rückfälle in Phasen nicht perfekter Kontrolle gehören zum normalen Entwicklungsverlauf.

Es ist ein Unterschied Zuhause oder in der Kindertagesstätte „trocken“ zu sein. Der vertraute Rahmen zu Hause bietet Sicherheit. Hier werden die ersten Schritte ohne Windel geprobt. Dieses heißt nicht, dass dieses auch zur gleichen Zeit in der Kita funktionieren muss.

7 .1. So unterstützen wir die Sauberkeitserziehung in der Kita

  • Das „Sauber werden“ kann nicht erzwungen oder trainiert werden. Wir unterstützen das Kind dabei und geben Hilfestellung. Jedes Kind hat seinen eigenen Zeitplan.
  • Nach Möglichkeit sucht sich das Kind aus, welche Fachkraft ihm Hilfestellung und Begleitung gibt .
  • Das Vorbild durch andere Kinder hat eine motivierende Bedeutung.
  • Kulturell geprägte Besonderheiten werden soweit wie möglich berücksichtigt und akzeptiert.


8. Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung (Masturbation) ist etwas Normales, sie ist nicht schädlich oder krank. Durch sie entdecken die Kinder ihren Körper und ihre Gefühle. Die Kinder fühlen sich dabei ihrem Körper sehr nahe und verspüren lustvolle Gefühle. Jedes Kind entwickelt sich anders. Manche Kinder entdecken Selbstbefriedigung bereits im Mutterleib, als eine befriedigende Aktivität, andere erst viel später. Wenn ein Kleinkind an seinen Geschlechtsteilen spielt und diese mit sichtlichem Genuss berührt, weiß es nichts von gesellschaftlichen Tabus. Es erforscht und entdeckt seinen Körper und dort, wo es sich besonders gut anfühlt, verweilt es gerne.

8.1. So gehen wir mit der Selbstbefriedigung eines Kindes um

  • Die Kinder werden mit ihren Bedürfnissen ernst genommen.
  • Wir verstehen lustvolle Körpererfahrungen als Teil der Privatsphäre der Kinder und tolerieren diese.
  • Kindliche Selbstbefriedigung wird unkommentiert beobachtet. Wir geben den Kindern Zeit und unterbrechen die Kinder nicht um eigene Körpererfahrungen zu machen.


9. Elternarbeit

Bei der Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder sind uns Transparenz und Offenheit in allen Bereichen, die die Erziehung, Förderung und Begleitung der Kinder betreffen, sehr wichtig. Gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen sind Grundpfeiler unserer Arbeit.

Die Begleitung der Kinder in ihrer Sexualentwicklung kann somit nur im Austausch mit den Eltern über unterschiedliche Werte, Erziehungsstile, Auffassungen, kulturelle, religiöse und familiären Prägungen gelingen

9.1. So gestalten wir die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern im Bereich Sexualpädagogik

  • Das sexualpädagogische Konzept ist allen Eltern bekannt. Es ist in unserer Konzeption als zusätzlicher Bereich Verankert und ebenfalls auf unserer Homepage einzusehen.
  • Die Eltern werden sofort über aktuelle Themen benachrichtigt, z.B. durch Tür – und Angelgespräche) Bei grenzverletzenden Verhaltensweisen von Kindern untereinander werden Termingespräche mit den Eltern vereinbart
  • Kulturelle oder religiöse Besonderheiten und Elternwünsche nehmen wir zur Kenntnis und berücksichtigen diese – soweit sie nicht unserem sexualpädagogischen Konzept widersprechen.
  • Die Aufklärung der Kinder zur Sexualität, Zeugung und Geburt ist kein Thema in der Kita, sondern wird in den Familien besprochen werden. Die Familie entscheidet für sich individuell, wie und was zu dem Thema zu Hause besprochen und erklärt wird. Fragen von den Kindern in der Kita werden von den päd. Fachkräften altersangemessen und verständlich beantwortet. Hierüber werden die Eltern informiert.

10. Sexuelle Übergriffe

Sexualisierte Gewalt:

Definition: „Sexueller Missbrauch von Kindern ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind entweder gegen den Willen des Kindes vorgenommen wird, oder der das Kind aufgrund seiner körperlichen, seelischen, geistigen oder sprachlichen Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Die Missbraucher nutzten ihre Macht – und Autoritätsposition aus, um ihre eigenen Bedürfnisse auf Kosten der Kinder zu befriedigen, die Kinder werden zu Sexualobjekten herabgewürdigt“ (Deegener 2010, S.22).

Diese sozialwissenschaftliche Definition bezieht sich auf alle Minderjährigen. Bei unter 14 – jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können. Sie sind immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn ein Kind damit einverstanden wäre. (Unabhängigerer Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung)

„Manchmal halten sich Kinder im Rahmen von Körpererkundungsspielen nicht an die Regeln und es kommt zu Grenzverletzungen oder sexuellen Übergriffen. Nicht in jedem Fall geschieht dieses absichtsvoll. Meistens bemerken die Kinder schnell solche Grenzverletzungen und unterbrechen ihr Tun. In manchen Fällen benötigen sie dabei die Unterstützung pädagogischer Fachkräfte. Wenn solche Grenzverletzungen allerdings mit Absicht, gezielt und /oder wiederholt stattfinden, muss von sexuellen Übergriffen gesprochen werden.

Sexuelle Übergriffe unter Kindern erfordern ein schnelles, angemessenes und fachlich kompetentes Eingreifen der pädagogischen Fachkräfte. Wegsehen, banalisieren oder eine falsch verstandene Lockerheit im Umgang mit Grenzverletzung verunsichern und überfordern die Kinder, vernachlässigen ihre berechtigt en Schutzbedürfnisse und können dazu führen, dass sich die Übergriffe wiederholen oder sogar verschlimmern.“

(Jörg Maywald, Sexualpädagogik in der Kita, S. 101)

10.1. So schützen wir die Kinder vor sexualisierter Gewalt

  • Wir unterstützen Kinder darin „NEIN“ zu sagen, wenn sie etwas nicht möchten
  • Wir achten darauf, dass alle Kinder ihre Grenzen kennen und die der anderen Kinder respektiert werden.
  • Wir vermitteln Kindern, dass sie sich immer Hilfe holen können und dieses nicht als „Petzen“ angesehen wird.
  • In Problemsituationen beraten wir uns im Team. Mit der Fachberatung des Ev. – luth. Kirchenkreis Bramsche oder mit der insoweit erfahrenen Fachkraft des Landkreises Osnabrück.
  • In unserem Qualitätsmanagement für Kindertagesstätten sind Abläufe bzw. Prozessregelungen zum Schutz vor Gewalt festgelegt. Diese Regelungen sind verpflichtend einzuhalten.

Wir werden diese Konzept regelmäßig überprüfen, im Team evaluieren und auf Vollständigkeit überarbeiten.




Literaturliste / Quellen:

Sexualpädagogik in der Kita, Jörg Maywald

Sexualerziehung in der Kita, Michael Kröger

Sexualpädagogisches Konzept, Kindertagesstätten Nienburg

Ahlers, Christoph Joseph: Vom Himmel auf Erden. Was Sexualität für uns bedeutet, München 2017.